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Der war auch lieber mit zwei Freunden unterwegs, als wie sonst immer alleine. Als Fiete schweigend ein paar Wellen lang neben Fiore und Fridolin hergeschwommen war, fiel ihm auf, dass er gar nicht wusste, worüber er eigentlich auf dem Weg nach Hause mit ihnen reden sollte. Sie hatten nur eines gemeinsam: Alle drei wurden gemobbt, weil sie eben etwas anders aussahen als die anderen. Aber Fiore hatte da eindeutig weniger Probleme.

„Was ist dir denn eigentlich passiert? Du hattest ja bisher kein Loch in der Flosse.“

Fiete erstarrte. Faralda war sehr direkt. Eigentlich hatte er mit ihr und Fridolin nur ein wenig plaudern wollen. Über belanglose Sachen. Über Perlenball, die Schule, die besten Plätze, an denen man Süßalgen finden konnte – oder darüber, was eben sonst im Ozean gerade los war. Von der Sache mit dem Hai wussten nur Mama, Papa und natürlich Finn. Sonst niemand – und er hatte nicht vorgehabt, jemals einem anderen Fisch von seinem großen Geheimnis zu erzählen. Aber Fiore und Fridolin waren – von Finn abgesehen – die einzigen gewesen, die seit seiner Rückkehr in die Schule nett zu ihm gewesen waren. Nein, sie hatten ihn sogar vor den anderen verteidigt. Deshalb hatten sie die Wahrheit verdient. Fiete beschloss, ihnen auf dem Nachhauseweg alles zu erzählen. Als er mit seiner Geschichte fertig war, blieb Fiore stehen. Sie schien beeindruckt.

 „Wenn das stimmt, und hey – ich glaube dir –, dann bist du ein ziemlich cooler Riesenmaulfisch. Respekt!“

Fiete war von diesem plötzlichen Lob überrascht!

„Zuerst die Riesenkrabben und dann auch noch die Haie. Ich muss schon sagen, deine Flossen möchte ich haben!“, pflichtete ihr auch Fridolin bei.

Fiete wusste nicht recht, was er sagen sollte. Ein Kompliment für das, was er angestellt hatte, das war ungewohnt. Mama und Papa waren sehr wütend auf ihn gewesen, zurecht, wie er jetzt wusste. Aber Fridolin und Fiore sahen das ganz anders. Er war verblüfft.

„Ja, meint ihr?“, fragte er vorsichtig.

„Na klar!!“, rief Fiore voller Überzeugung. „Was du da gemacht hast, war zwar gefährlich, vielleicht auch ein bisschen ziemlich unvorsichtig und ziemlich dumm – aber auch irgendwie wahnsinnig aufregend.“

„Genau“, pflichtete Fridolin ihr bei, der sonst kaum zu Wort kam, „wahnsinnig aufregend.“

„Warum erzählst du den anderen nicht einfach den coolen Teil deiner Geschichte, wenn sie dich beim nächsten Mal mobben? Sag einfach, du wurdest von Haien angegriffen, was ja irgendwie auch stimmt, dass du dich verteidigt hast und dass du dabei verletzt wurdest. So drehst du die Sache einfach zu deinem Vorteil. Aus dem Loch in der Flosse wird der Beweis für deinen Mut und deine Tapferkeit. Das wird die anderen sicher schwer beeindrucken“, schlug Fiore vor. „Von all den Angebern hat sich sicher noch nie jemand mit Haien gemessen. Die lassen ja schon die Flossen hängen, wenn ein Delfin vorbeischwimmt“, brummte sie. „Und dass du dummerweise selbst freiwillig zu den Haien geschwommen bist – den Teil kannst du ja in deiner Geschichte weglassen. Du machst das ja nicht etwa noch einmal, oder?“

Wellenschnell schüttelte Fiete seine Flossen.

„Gut, dann bleibt dieser Teil der Geschichte unser Geheimnis. Einverstanden?“, fragte Fiore.

„Einverstanden!“, rief Fiete und überlegte. Eigentlich war das gar keine schlechte Idee. Es war sogar eine wirklich gute Idee. Warum war er eigentlich nicht selbst draufgekommen? Er hatte tatsächlich heldenhaft mit Riesenkrabben und mit Haien gekämpft. Sozusagen…

Fiore war ganz schön schlau. Von der konnte er noch viel lernen. Er blickte sie strahlend an. So gut wie jetzt hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Mit richtigen Freunden war alles viel leichter und vor allem viel besser. Finn musste die beiden unbedingt bald kennenlernen.

„Warum kommst du nicht morgen mit zu meinen Freunden? Die würden sich über deine Geschichte sicher auch freuen“, lud Fiore ihn ein, „so etwas Spannendes hört man hier in diesem Teil des Ozeans schließlich nicht oft. Du kannst natürlich auch mitkommen“, sagte sie zu Fridolin.

„Ja, gerne“, antworteten Fiete und Fridolin gleichzeitig. Einen Moment lang blickten sie sich verdutzt an, dann prusteten die drei neuen Freunde vergnügt und glücklich drauflos.

*

Die Gelegenheit, seine Hai-Geschichte zu erzählen, bekam Fiete schon sehr bald. Am nächsten Tag ging es auf dem Weg zur Schule mit den Hänseleien und dem Spott gleich wieder los. Aber diesmal machte es ihn nicht traurig, denn er hatte sich alles gut überlegt. Er hatte einen Plan. Nach der Schule schwamm er wie immer als Letzter hinaus. Die meisten der anderen waren noch dort und tollten herum. Auch Finn war gekommen. Das war genau das, was er wollte. Als sie Fiete sahen, ging alles sofort von vorne los. So wie jeden Tag. Freakfisch. Lochfisch. All die schlimmen Wörter. Aber diesmal war Fiete vorbereitet. Diesmal sollte es anders laufen. Gerade als einer seiner ehemaligen Kumpel ihm etwas Gemeines zurufen wollte, schwamm Fiete nach vorne und begann zu reden.

„Ihr wollt wissen, warum ich ein Loch in meiner Flosse habe?“, rief er den anderen zu, die ihn überrascht anblickten.

„Gut, dann erzähle ich es euch. Besser gesagt, ich zeige es euch.“

© 2025 R. Underwood. Alle Rechte vorbehalten

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