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5: Flossenbruderschaft

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5: Flossenbruderschaft

5: Flossenbruderschaft

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Es waren einige Wellen gekommen und gegangen, als Finn zum ersten Mal allein mit Fiete rausdurfte. Mama und Papa hatten es ihm unter einer Bedingung erlaubt: Sobald Monika die Makrele, wie jeden Tag am Morgen, vorneweg mit ihrem Schwarm an der Höhle vorbeischwamm, durfte er los. Sobald aber all die Makrelen auf ihrem Rückweg, mit ihren prall gefüllten Bäuchlein, wieder an der Höhle vorbeikamen, musste er wieder zuhause sein. So war es ausgemacht. Finn hatte auf all seine Flossen feierlich versprochen, rechtzeitig zu Hause zu sein und dieses eine Mal keinen Blödsinn zu verzapfen, und im Meer nichts zu mampfen, was er lecker fand. Und noch etwas anderes hatte er versprochen. Aber das hatte er schon vergessen. Denn am Morgen scharwenzelte Monika mit ihrer hungrigen Bande immer pünktlich und eifrig zur selben Zeit in den Ozean hinaus. Wann sie zurückkamen, hing davon ab, wie weit sie geschwommen waren. Hatten sie einen weiten Weg zurückgelegt, kamen sie spät. Hatten sie hingegen in der Nähe Futter gefunden, schwammen sie früher zurück.

Um die Makrelen auf keinen Fall zu verpassen, musste er also in der Nähe der Höhle bleiben. Sonst gab es großen Ärger mit Mama und Papa. Und Höhlenarrest wollte Finn auf keinen Fall. Da draußen gab es so viel zu sehen und zu erleben, und er wollte nichts davon verpassen. Aber Fiete nahm es wie immer gelassen.

„Auch in der Nähe der Höhle gibt es genügend Plätze, an denen wir Spaß haben können“, meinte er nur und schwamm sofort los, während Finn quietschfidel und voller Tatendrang um ihn herumschwamm.

Er hatte es kaum erwarten können, mit Fiete loszuziehen. War er mit seinem besten Freund unterwegs, war immer was los.


„Warst du schon mal dort oben?“, fragte Fiete und blickte zum Licht, das hell von oben auf sie herableuchtete. Finn schüttelte kurz die Flossen. Nein, dort war er noch nie gewesen, weil es für Fische dort oben sehr gefährlich war. Das wusste jeder.

„Na, dann wird es aber Zeit“, meinte Fiete, änderte blitzschnell die Richtung, schwamm schnurstracks nach oben und hüpfte vergnügt aus dem Wasser. Finn hatte keine Zeit, nachzudenken, und schwamm ihm einfach nach.

Kurz bevor er das Wasser verließ, drückte er seine Kiemen und seine Augen, so fest er nur konnte, zu – und sprang. Zuerst nur ein kleines bisschen. Es war sein erstes Mal, und er wusste nicht, was ihn da oben erwartete. Beim zweiten Mal nahm er etwas mehr Anlauf, sprang etwas höher und etwas weiter, und diesmal mit offenen Augen. So hatte er etwas mehr Zeit, sich umzusehen. Schließlich sprang er noch ein drittes Mal, um sicherzugehen, nichts übersehen zu haben. Oft schon hatte ihm Fiete vorgeschwärmt, was es da oben alles zu sehen und zu entdecken gab. Jetzt war Finn enttäuscht. Da oben, über dem Wasser, da gab es fast nichts. Es war sehr hell und sehr warm. Das war die Sonne, das wusste er schon. Und um die Sonne herum war alles blau. Mehr war da nicht. Im Wasser, im Ozean, war es doch so viel schöner und vor allem spannender, dachte Finn. Hier unten gab es so viel mehr zu entdecken.

„Hat es dir gefallen?“, wollte Fiete wissen, als sie schließlich nach den paar Sprüngen weiterschwammen.

Finn zögerte.

„Geht so. Viel zu sehen gab es ja nicht. Und das Wasser ist hier oben viel zu warm.“

Doch Fiete gab nicht auf.

„Hast du denn die Menschen auf den Booten nicht gesehen?“

„Nein“, antwortete Finn, er hatte noch nie einen Menschen gesehen.

„Und die Vögel?“

„Nö.“

„Bei denen musst du immer gut aufpassen“, mahnte ihn Fiete, „einige von denen fliegen mit offenem Schnabel dicht über dem Wasser und schnappen sofort zu“, warnte ihn sein Freund, der sein Riesenmaul kurz theatralisch aufriss, um solch einen sehr hungrigen, sehr gefährlichen Vogel nachzuahmen.

Blitzgeschwind schoss er direkt auf Finn zu, und erst im wirklich allerallerletzten Moment schwamm er geschickt an ihm vorbei. Finn spürte kurz einen Schauer der Angst über seine Schuppen rieseln. Er schüttelte sich kurz. Fietes Riesenmaul und seine vielen spitzen Zähne waren aus der Nähe betrachtet immer ziemlich gruselig, obwohl er ja beides schon oft gesehen hatte. Schlimmer konnten die gefräßigen Vögel auch nicht sein. Jedenfalls hatte er für eine Weile nicht vor, wieder aus dem Wasser zu springen. Das war ihm dann doch zu gefährlich und auch viel zu warm. Aber Fiete war schon weiter und hatte eine neue, spannende Idee.

„Kennst du den Perlenwald?“

„Nö!“

Finn hatte noch nie davon gehört.

„Hatte ich mir schon gedacht. Mir nach“, rief er Finn zu und schwamm blitzschnell davon.

Finn hätte gerne gewusst, was es mit dem Perlenwald auf sich hatte. Doch er stellte nicht mehr so viele Fragen wie früher immer, weil Fiete ihn dann immer foppte. Aber das Wort „Perlenwald“ gefiel ihm. Er stellte sich vor, dass dort an den allerschönsten und leckersten Süßalgen viele große, herrlich glänzende Perlen wuchsen, von denen er sich die schönste heraussuchen konnte, um sie dann zu pflücken und für das nächste Perlenballspiel zu behalten. Doch als sie vor Ort waren, sah alles ganz anders aus. Und zwar ziemlich anders. Das Wasser dort war trüb. Finn war enttäuscht. Der Perlenwald war ein dunkler Ort, an dem allerlei Pflanzen dicht an dicht wuchsen, von denen er die meisten gar nicht kannte! Lecker sahen sie jedenfalls nicht aus. Aber vor allem: Nirgendwo sah er Perlen. Fiete schien das anders zu sehen. Wenige Wellenlängen vor den braunen Pflanzen, inmitten der undurchsichtigen Brühe, blieb er stehen und blickte seinen Freund so begeistert an, als hätte er soeben die schönste und glänzendste aller Perlen aller Zeiten des gesamten Ozeans entdeckt.

„Mein lieber Freund, ich präsentiere dir hiermit – den Perlenwald!“, verkündete er triumpierend.

Fiete strahlte, als schwämme er vor dem großartigsten und leckersten Süßalgenwald, der jemals im großen weiten Meer gefunden worden war.

„Aha“, antwortete Finn.

Er war etwas weniger begeistert. Sozusagen. Aber davon ließ sich Fiete überhaupt nicht beeindrucken. Im Gegenteil, er schien kaum zu bremsen zu sein.

„Fantastisch, oder?“ Aufgeregt schwamm er hin und her und her und hin und rauf und runter und runter und rauf, während Finns Flossen eher unentschlossen im trüben Wasser herumpantschten.

„Tja. Also. Na ja. – Wenn du meinst…“

Aber Fiete war da schon längst mitten in den Algen. Finns Worte hatte er gar nicht mehr gehört. Da Finn nicht recht wusste, was er hier jetzt eigentlich machen sollte, beschloss er, Fiete einfach hinterher zu schwimmen.

„Wo sind sie denn jetzt, die Perlen?“, wollte er von seinem Freund wissen.

Es waren einige Wellen gekommen und gegangen, als Finn zum ersten Mal allein mit Fiete rausdurfte. Mama und Papa hatten es ihm unter einer Bedingung erlaubt: Sobald Monika die Makrele, wie jeden Tag am Morgen, vorneweg mit ihrem Schwarm an der Höhle vorbeischwamm, durfte er los. Sobald aber all die Makrelen auf ihrem Rückweg, mit ihren prall gefüllten Bäuchlein, wieder an der Höhle vorbeikamen, musste er wieder zuhause sein. So war es ausgemacht. Finn hatte auf all seine Flossen feierlich versprochen, rechtzeitig zu Hause zu sein und dieses eine Mal keinen Blödsinn zu verzapfen, und im Meer nichts zu mampfen, was er lecker fand. Und noch etwas anderes hatte er versprochen. Aber das hatte er schon vergessen. Denn am Morgen scharwenzelte Monika mit ihrer hungrigen Bande immer pünktlich und eifrig zur selben Zeit in den Ozean hinaus. Wann sie zurückkamen, hing davon ab, wie weit sie geschwommen waren. Hatten sie einen weiten Weg zurückgelegt, kamen sie spät. Hatten sie hingegen in der Nähe Futter gefunden, schwammen sie früher zurück.

Um die Makrelen auf keinen Fall zu verpassen, musste er also in der Nähe der Höhle bleiben. Sonst gab es großen Ärger mit Mama und Papa. Und Höhlenarrest wollte Finn auf keinen Fall. Da draußen gab es so viel zu sehen und zu erleben, und er wollte nichts davon verpassen. Aber Fiete nahm es wie immer gelassen.

„Auch in der Nähe der Höhle gibt es genügend Plätze, an denen wir Spaß haben können“, meinte er nur und schwamm sofort los, während Finn quietschfidel und voller Tatendrang um ihn herumschwamm.

Er hatte es kaum erwarten können, mit Fiete loszuziehen. War er mit seinem besten Freund unterwegs, war immer was los.


„Warst du schon mal dort oben?“, fragte Fiete und blickte zum Licht, das hell von oben auf sie herableuchtete. Finn schüttelte kurz die Flossen. Nein, dort war er noch nie gewesen, weil es für Fische dort oben sehr gefährlich war. Das wusste jeder.

„Na, dann wird es aber Zeit“, meinte Fiete, änderte blitzschnell die Richtung, schwamm schnurstracks nach oben und hüpfte vergnügt aus dem Wasser. Finn hatte keine Zeit, nachzudenken, und schwamm ihm einfach nach.

Kurz bevor er das Wasser verließ, drückte er seine Kiemen und seine Augen, so fest er nur konnte, zu – und sprang. Zuerst nur ein kleines bisschen. Es war sein erstes Mal, und er wusste nicht, was ihn da oben erwartete. Beim zweiten Mal nahm er etwas mehr Anlauf, sprang etwas höher und etwas weiter, und diesmal mit offenen Augen. So hatte er etwas mehr Zeit, sich umzusehen. Schließlich sprang er noch ein drittes Mal, um sicherzugehen, nichts übersehen zu haben. Oft schon hatte ihm Fiete vorgeschwärmt, was es da oben alles zu sehen und zu entdecken gab. Jetzt war Finn enttäuscht. Da oben, über dem Wasser, da gab es fast nichts. Es war sehr hell und sehr warm. Das war die Sonne, das wusste er schon. Und um die Sonne herum war alles blau. Mehr war da nicht. Im Wasser, im Ozean, war es doch so viel schöner und vor allem spannender, dachte Finn. Hier unten gab es so viel mehr zu entdecken.

„Hat es dir gefallen?“, wollte Fiete wissen, als sie schließlich nach den paar Sprüngen weiterschwammen.

Finn zögerte.

„Geht so. Viel zu sehen gab es ja nicht. Und das Wasser ist hier oben viel zu warm.“

Doch Fiete gab nicht auf.

„Hast du denn die Menschen auf den Booten nicht gesehen?“

„Nein“, antwortete Finn, er hatte noch nie einen Menschen gesehen.

„Und die Vögel?“

„Nö.“

„Bei denen musst du immer gut aufpassen“, mahnte ihn Fiete, „einige von denen fliegen mit offenem Schnabel dicht über dem Wasser und schnappen sofort zu“, warnte ihn sein Freund, der sein Riesenmaul kurz theatralisch aufriss, um solch einen sehr hungrigen, sehr gefährlichen Vogel nachzuahmen.

Blitzgeschwind schoss er direkt auf Finn zu, und erst im wirklich allerallerletzten Moment schwamm er geschickt an ihm vorbei. Finn spürte kurz einen Schauer der Angst über seine Schuppen rieseln. Er schüttelte sich kurz. Fietes Riesenmaul und seine vielen spitzen Zähne waren aus der Nähe betrachtet immer ziemlich gruselig, obwohl er ja beides schon oft gesehen hatte. Schlimmer konnten die gefräßigen Vögel auch nicht sein. Jedenfalls hatte er für eine Weile nicht vor, wieder aus dem Wasser zu springen. Das war ihm dann doch zu gefährlich und auch viel zu warm. Aber Fiete war schon weiter und hatte eine neue, spannende Idee.

„Kennst du den Perlenwald?“

„Nö!“

Finn hatte noch nie davon gehört.

„Hatte ich mir schon gedacht. Mir nach“, rief er Finn zu und schwamm blitzschnell davon.

Finn hätte gerne gewusst, was es mit dem Perlenwald auf sich hatte. Doch er stellte nicht mehr so viele Fragen wie früher immer, weil Fiete ihn dann immer foppte. Aber das Wort „Perlenwald“ gefiel ihm. Er stellte sich vor, dass dort an den allerschönsten und leckersten Süßalgen viele große, herrlich glänzende Perlen wuchsen, von denen er sich die schönste heraussuchen konnte, um sie dann zu pflücken und für das nächste Perlenballspiel zu behalten. Doch als sie vor Ort waren, sah alles ganz anders aus. Und zwar ziemlich anders. Das Wasser dort war trüb. Finn war enttäuscht. Der Perlenwald war ein dunkler Ort, an dem allerlei Pflanzen dicht an dicht wuchsen, von denen er die meisten gar nicht kannte! Lecker sahen sie jedenfalls nicht aus. Aber vor allem: Nirgendwo sah er Perlen. Fiete schien das anders zu sehen. Wenige Wellenlängen vor den braunen Pflanzen, inmitten der undurchsichtigen Brühe, blieb er stehen und blickte seinen Freund so begeistert an, als hätte er soeben die schönste und glänzendste aller Perlen aller Zeiten des gesamten Ozeans entdeckt.

„Mein lieber Freund, ich präsentiere dir hiermit – den Perlenwald!“, verkündete er triumpierend.

Fiete strahlte, als schwämme er vor dem großartigsten und leckersten Süßalgenwald, der jemals im großen weiten Meer gefunden worden war.

„Aha“, antwortete Finn.

Er war etwas weniger begeistert. Sozusagen. Aber davon ließ sich Fiete überhaupt nicht beeindrucken. Im Gegenteil, er schien kaum zu bremsen zu sein.

„Fantastisch, oder?“ Aufgeregt schwamm er hin und her und her und hin und rauf und runter und runter und rauf, während Finns Flossen eher unentschlossen im trüben Wasser herumpantschten.

„Tja. Also. Na ja. – Wenn du meinst…“

Aber Fiete war da schon längst mitten in den Algen. Finns Worte hatte er gar nicht mehr gehört. Da Finn nicht recht wusste, was er hier jetzt eigentlich machen sollte, beschloss er, Fiete einfach hinterher zu schwimmen.

„Wo sind sie denn jetzt, die Perlen?“, wollte er von seinem Freund wissen.

Es waren einige Wellen gekommen und gegangen, als Finn zum ersten Mal allein mit Fiete rausdurfte. Mama und Papa hatten es ihm unter einer Bedingung erlaubt: Sobald Monika die Makrele, wie jeden Tag am Morgen, vorneweg mit ihrem Schwarm an der Höhle vorbeischwamm, durfte er los. Sobald aber all die Makrelen auf ihrem Rückweg, mit ihren prall gefüllten Bäuchlein, wieder an der Höhle vorbeikamen, musste er wieder zuhause sein. So war es ausgemacht. Finn hatte auf all seine Flossen feierlich versprochen, rechtzeitig zu Hause zu sein und dieses eine Mal keinen Blödsinn zu verzapfen, und im Meer nichts zu mampfen, was er lecker fand. Und noch etwas anderes hatte er versprochen. Aber das hatte er schon vergessen. Denn am Morgen scharwenzelte Monika mit ihrer hungrigen Bande immer pünktlich und eifrig zur selben Zeit in den Ozean hinaus. Wann sie zurückkamen, hing davon ab, wie weit sie geschwommen waren. Hatten sie einen weiten Weg zurückgelegt, kamen sie spät. Hatten sie hingegen in der Nähe Futter gefunden, schwammen sie früher zurück.

Um die Makrelen auf keinen Fall zu verpassen, musste er also in der Nähe der Höhle bleiben. Sonst gab es großen Ärger mit Mama und Papa. Und Höhlenarrest wollte Finn auf keinen Fall. Da draußen gab es so viel zu sehen und zu erleben, und er wollte nichts davon verpassen. Aber Fiete nahm es wie immer gelassen.

„Auch in der Nähe der Höhle gibt es genügend Plätze, an denen wir Spaß haben können“, meinte er nur und schwamm sofort los, während Finn quietschfidel und voller Tatendrang um ihn herumschwamm.

Er hatte es kaum erwarten können, mit Fiete loszuziehen. War er mit seinem besten Freund unterwegs, war immer was los.


„Warst du schon mal dort oben?“, fragte Fiete und blickte zum Licht, das hell von oben auf sie herableuchtete. Finn schüttelte kurz die Flossen. Nein, dort war er noch nie gewesen, weil es für Fische dort oben sehr gefährlich war. Das wusste jeder.

„Na, dann wird es aber Zeit“, meinte Fiete, änderte blitzschnell die Richtung, schwamm schnurstracks nach oben und hüpfte vergnügt aus dem Wasser. Finn hatte keine Zeit, nachzudenken, und schwamm ihm einfach nach.

Kurz bevor er das Wasser verließ, drückte er seine Kiemen und seine Augen, so fest er nur konnte, zu – und sprang. Zuerst nur ein kleines bisschen. Es war sein erstes Mal, und er wusste nicht, was ihn da oben erwartete. Beim zweiten Mal nahm er etwas mehr Anlauf, sprang etwas höher und etwas weiter, und diesmal mit offenen Augen. So hatte er etwas mehr Zeit, sich umzusehen. Schließlich sprang er noch ein drittes Mal, um sicherzugehen, nichts übersehen zu haben. Oft schon hatte ihm Fiete vorgeschwärmt, was es da oben alles zu sehen und zu entdecken gab. Jetzt war Finn enttäuscht. Da oben, über dem Wasser, da gab es fast nichts. Es war sehr hell und sehr warm. Das war die Sonne, das wusste er schon. Und um die Sonne herum war alles blau. Mehr war da nicht. Im Wasser, im Ozean, war es doch so viel schöner und vor allem spannender, dachte Finn. Hier unten gab es so viel mehr zu entdecken.

„Hat es dir gefallen?“, wollte Fiete wissen, als sie schließlich nach den paar Sprüngen weiterschwammen.

Finn zögerte.

„Geht so. Viel zu sehen gab es ja nicht. Und das Wasser ist hier oben viel zu warm.“

Doch Fiete gab nicht auf.

„Hast du denn die Menschen auf den Booten nicht gesehen?“

„Nein“, antwortete Finn, er hatte noch nie einen Menschen gesehen.

„Und die Vögel?“

„Nö.“

„Bei denen musst du immer gut aufpassen“, mahnte ihn Fiete, „einige von denen fliegen mit offenem Schnabel dicht über dem Wasser und schnappen sofort zu“, warnte ihn sein Freund, der sein Riesenmaul kurz theatralisch aufriss, um solch einen sehr hungrigen, sehr gefährlichen Vogel nachzuahmen.

Blitzgeschwind schoss er direkt auf Finn zu, und erst im wirklich allerallerletzten Moment schwamm er geschickt an ihm vorbei. Finn spürte kurz einen Schauer der Angst über seine Schuppen rieseln. Er schüttelte sich kurz. Fietes Riesenmaul und seine vielen spitzen Zähne waren aus der Nähe betrachtet immer ziemlich gruselig, obwohl er ja beides schon oft gesehen hatte. Schlimmer konnten die gefräßigen Vögel auch nicht sein. Jedenfalls hatte er für eine Weile nicht vor, wieder aus dem Wasser zu springen. Das war ihm dann doch zu gefährlich und auch viel zu warm. Aber Fiete war schon weiter und hatte eine neue, spannende Idee.

„Kennst du den Perlenwald?“

„Nö!“

Finn hatte noch nie davon gehört.

„Hatte ich mir schon gedacht. Mir nach“, rief er Finn zu und schwamm blitzschnell davon.

Finn hätte gerne gewusst, was es mit dem Perlenwald auf sich hatte. Doch er stellte nicht mehr so viele Fragen wie früher immer, weil Fiete ihn dann immer foppte. Aber das Wort „Perlenwald“ gefiel ihm. Er stellte sich vor, dass dort an den allerschönsten und leckersten Süßalgen viele große, herrlich glänzende Perlen wuchsen, von denen er sich die schönste heraussuchen konnte, um sie dann zu pflücken und für das nächste Perlenballspiel zu behalten. Doch als sie vor Ort waren, sah alles ganz anders aus. Und zwar ziemlich anders. Das Wasser dort war trüb. Finn war enttäuscht. Der Perlenwald war ein dunkler Ort, an dem allerlei Pflanzen dicht an dicht wuchsen, von denen er die meisten gar nicht kannte! Lecker sahen sie jedenfalls nicht aus. Aber vor allem: Nirgendwo sah er Perlen. Fiete schien das anders zu sehen. Wenige Wellenlängen vor den braunen Pflanzen, inmitten der undurchsichtigen Brühe, blieb er stehen und blickte seinen Freund so begeistert an, als hätte er soeben die schönste und glänzendste aller Perlen aller Zeiten des gesamten Ozeans entdeckt.

„Mein lieber Freund, ich präsentiere dir hiermit – den Perlenwald!“, verkündete er triumpierend.

Fiete strahlte, als schwämme er vor dem großartigsten und leckersten Süßalgenwald, der jemals im großen weiten Meer gefunden worden war.

„Aha“, antwortete Finn.

Er war etwas weniger begeistert. Sozusagen. Aber davon ließ sich Fiete überhaupt nicht beeindrucken. Im Gegenteil, er schien kaum zu bremsen zu sein.

„Fantastisch, oder?“ Aufgeregt schwamm er hin und her und her und hin und rauf und runter und runter und rauf, während Finns Flossen eher unentschlossen im trüben Wasser herumpantschten.

„Tja. Also. Na ja. – Wenn du meinst…“

Aber Fiete war da schon längst mitten in den Algen. Finns Worte hatte er gar nicht mehr gehört. Da Finn nicht recht wusste, was er hier jetzt eigentlich machen sollte, beschloss er, Fiete einfach hinterher zu schwimmen.

„Wo sind sie denn jetzt, die Perlen?“, wollte er von seinem Freund wissen.

Es waren einige Wellen gekommen und gegangen, als Finn zum ersten Mal allein mit Fiete rausdurfte. Mama und Papa hatten es ihm unter einer Bedingung erlaubt: Sobald Monika die Makrele, wie jeden Tag am Morgen, vorneweg mit ihrem Schwarm an der Höhle vorbeischwamm, durfte er los. Sobald aber all die Makrelen auf ihrem Rückweg, mit ihren prall gefüllten Bäuchlein, wieder an der Höhle vorbeikamen, musste er wieder zuhause sein. So war es ausgemacht. Finn hatte auf all seine Flossen feierlich versprochen, rechtzeitig zu Hause zu sein und dieses eine Mal keinen Blödsinn zu verzapfen, und im Meer nichts zu mampfen, was er lecker fand. Und noch etwas anderes hatte er versprochen. Aber das hatte er schon vergessen. Denn am Morgen scharwenzelte Monika mit ihrer hungrigen Bande immer pünktlich und eifrig zur selben Zeit in den Ozean hinaus. Wann sie zurückkamen, hing davon ab, wie weit sie geschwommen waren. Hatten sie einen weiten Weg zurückgelegt, kamen sie spät. Hatten sie hingegen in der Nähe Futter gefunden, schwammen sie früher zurück.

Um die Makrelen auf keinen Fall zu verpassen, musste er also in der Nähe der Höhle bleiben. Sonst gab es großen Ärger mit Mama und Papa. Und Höhlenarrest wollte Finn auf keinen Fall. Da draußen gab es so viel zu sehen und zu erleben, und er wollte nichts davon verpassen. Aber Fiete nahm es wie immer gelassen.

„Auch in der Nähe der Höhle gibt es genügend Plätze, an denen wir Spaß haben können“, meinte er nur und schwamm sofort los, während Finn quietschfidel und voller Tatendrang um ihn herumschwamm.

Er hatte es kaum erwarten können, mit Fiete loszuziehen. War er mit seinem besten Freund unterwegs, war immer was los.


„Warst du schon mal dort oben?“, fragte Fiete und blickte zum Licht, das hell von oben auf sie herableuchtete. Finn schüttelte kurz die Flossen. Nein, dort war er noch nie gewesen, weil es für Fische dort oben sehr gefährlich war. Das wusste jeder.

„Na, dann wird es aber Zeit“, meinte Fiete, änderte blitzschnell die Richtung, schwamm schnurstracks nach oben und hüpfte vergnügt aus dem Wasser. Finn hatte keine Zeit, nachzudenken, und schwamm ihm einfach nach.

Kurz bevor er das Wasser verließ, drückte er seine Kiemen und seine Augen, so fest er nur konnte, zu – und sprang. Zuerst nur ein kleines bisschen. Es war sein erstes Mal, und er wusste nicht, was ihn da oben erwartete. Beim zweiten Mal nahm er etwas mehr Anlauf, sprang etwas höher und etwas weiter, und diesmal mit offenen Augen. So hatte er etwas mehr Zeit, sich umzusehen. Schließlich sprang er noch ein drittes Mal, um sicherzugehen, nichts übersehen zu haben. Oft schon hatte ihm Fiete vorgeschwärmt, was es da oben alles zu sehen und zu entdecken gab. Jetzt war Finn enttäuscht. Da oben, über dem Wasser, da gab es fast nichts. Es war sehr hell und sehr warm. Das war die Sonne, das wusste er schon. Und um die Sonne herum war alles blau. Mehr war da nicht. Im Wasser, im Ozean, war es doch so viel schöner und vor allem spannender, dachte Finn. Hier unten gab es so viel mehr zu entdecken.

„Hat es dir gefallen?“, wollte Fiete wissen, als sie schließlich nach den paar Sprüngen weiterschwammen.

Finn zögerte.

„Geht so. Viel zu sehen gab es ja nicht. Und das Wasser ist hier oben viel zu warm.“

Doch Fiete gab nicht auf.

„Hast du denn die Menschen auf den Booten nicht gesehen?“

„Nein“, antwortete Finn, er hatte noch nie einen Menschen gesehen.

„Und die Vögel?“

„Nö.“

„Bei denen musst du immer gut aufpassen“, mahnte ihn Fiete, „einige von denen fliegen mit offenem Schnabel dicht über dem Wasser und schnappen sofort zu“, warnte ihn sein Freund, der sein Riesenmaul kurz theatralisch aufriss, um solch einen sehr hungrigen, sehr gefährlichen Vogel nachzuahmen.

Blitzgeschwind schoss er direkt auf Finn zu, und erst im wirklich allerallerletzten Moment schwamm er geschickt an ihm vorbei. Finn spürte kurz einen Schauer der Angst über seine Schuppen rieseln. Er schüttelte sich kurz. Fietes Riesenmaul und seine vielen spitzen Zähne waren aus der Nähe betrachtet immer ziemlich gruselig, obwohl er ja beides schon oft gesehen hatte. Schlimmer konnten die gefräßigen Vögel auch nicht sein. Jedenfalls hatte er für eine Weile nicht vor, wieder aus dem Wasser zu springen. Das war ihm dann doch zu gefährlich und auch viel zu warm. Aber Fiete war schon weiter und hatte eine neue, spannende Idee.

„Kennst du den Perlenwald?“

„Nö!“

Finn hatte noch nie davon gehört.

„Hatte ich mir schon gedacht. Mir nach“, rief er Finn zu und schwamm blitzschnell davon.

Finn hätte gerne gewusst, was es mit dem Perlenwald auf sich hatte. Doch er stellte nicht mehr so viele Fragen wie früher immer, weil Fiete ihn dann immer foppte. Aber das Wort „Perlenwald“ gefiel ihm. Er stellte sich vor, dass dort an den allerschönsten und leckersten Süßalgen viele große, herrlich glänzende Perlen wuchsen, von denen er sich die schönste heraussuchen konnte, um sie dann zu pflücken und für das nächste Perlenballspiel zu behalten. Doch als sie vor Ort waren, sah alles ganz anders aus. Und zwar ziemlich anders. Das Wasser dort war trüb. Finn war enttäuscht. Der Perlenwald war ein dunkler Ort, an dem allerlei Pflanzen dicht an dicht wuchsen, von denen er die meisten gar nicht kannte! Lecker sahen sie jedenfalls nicht aus. Aber vor allem: Nirgendwo sah er Perlen. Fiete schien das anders zu sehen. Wenige Wellenlängen vor den braunen Pflanzen, inmitten der undurchsichtigen Brühe, blieb er stehen und blickte seinen Freund so begeistert an, als hätte er soeben die schönste und glänzendste aller Perlen aller Zeiten des gesamten Ozeans entdeckt.

„Mein lieber Freund, ich präsentiere dir hiermit – den Perlenwald!“, verkündete er triumpierend.

Fiete strahlte, als schwämme er vor dem großartigsten und leckersten Süßalgenwald, der jemals im großen weiten Meer gefunden worden war.

„Aha“, antwortete Finn.

Er war etwas weniger begeistert. Sozusagen. Aber davon ließ sich Fiete überhaupt nicht beeindrucken. Im Gegenteil, er schien kaum zu bremsen zu sein.

„Fantastisch, oder?“ Aufgeregt schwamm er hin und her und her und hin und rauf und runter und runter und rauf, während Finns Flossen eher unentschlossen im trüben Wasser herumpantschten.

„Tja. Also. Na ja. – Wenn du meinst…“

Aber Fiete war da schon längst mitten in den Algen. Finns Worte hatte er gar nicht mehr gehört. Da Finn nicht recht wusste, was er hier jetzt eigentlich machen sollte, beschloss er, Fiete einfach hinterher zu schwimmen.

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© 2025 R. Underwood. Alle Rechte vorbehalten

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