In der Mitte, wo der Wasserwirbel am stärksten war, schwamm der Schiedsrichter. Er durfte nicht mitspielen und musste darauf achten, dass alle Spieler die Regeln einhielten. Von jeder der beiden Mannschaften schwamm dann ein Spieler in die Nähe des Wasserwirbels – der Mindestabstand betrug den Regeln zufolge exakt drei Wellenlängen. Dort musste er an Ort und Stelle schwimmen. Sobald der Perlenball vom Schiedsrichter freigegeben wurde, mussten die beiden Spieler versuchen, sich den durch den Wasserwirbel herumirrenden und ständig Richtung wechselnden Perlenball zu schnappen. Nur sehr gute Spieler schafften das. Das hatte Fiete ihm schon einige Tage zuvor erklärt, und Finn hatte eifrig genickt, obwohl er das Spiel gar nicht kannte. Die Mannschaft, die die Perle in eines der beiden Löcher an den Enden des Spielfelds versenkte, schoss ein Tor. – Auf gar keinen Fall durfte ein Spieler den Perlenball mit den Flossen berühren, sondern nur mit Kopf, Körper und natürlich mit dem Maul. Kein Fisch durfte den Perlenball länger als sechs Flossenschläge in seinem Maul behalten. Spätestens dann musste er den Ball an einen Mitspieler abgeben, indem er die Perle aus dem Mund schleuderte. Das konnte nicht jeder. Die allerbesten Spieler im ganzen Ozean konnten dadurch sogar aus großer Entfernung die Perle im Loch versenken – ganz ohne hinzuschwimmen.
Als Fiete die Spielregeln erklärt hatte, wedelte Finn nervös mit seinen Flossen. Er fand das alles ganz schön aufregend. So viele neue Freunde, so viele tolle Geschichten, so viele spannende Dinge. Er liebte Perlenball schon jetzt. Obwohl er der Kleinste und noch dazu ein Anfänger war, hatte Fiete, der natürlich Kapitän seiner Mannschaft war, ihn gleich als Ersten in sein Team geholt. Sogar noch vor Feixinho, den mit Abstand besten Spieler
von allen. Finn war Fiete sehr dankbar dafür und schwamm fröhlich zu seinem Freund, der ihn mit einem Augenzwinkern und einem freundschaftlichen Flossenklaps begrüßte.
Kurz vor dem Spiel war Finn zwar kribbelig, aber all seine Flossen waren bereit. Und er war es auch. Als der Schiedsrichter den Perlenball freigegeben hatte, versuchte Finn, so gut mitzuspielen, wie er konnte. Doch die anderen Fische waren einfach schneller, wendiger und erfahrener als er. Andererseits unterlief ihm aber kein großer Fehler – und das bei seiner allerersten Partie. Seine Mitspieler konnten sich auf ihn verlassen. Immerhin schaffte Finn es einmal, sich den Perlenball, der gerade durch eine plötzlich aufkommende Strömung zufällig dicht an ihm vorbeizog, zu schnappen. Nach vier Flossenschlägen in Richtung Loch war dann aber etwas in seine Kiemen geraten und hatte ihn heftig gekitzelt. Er hatte sofort losgeprustet und dabei den Perlenball ungewollt zu Fiete geschleudert, der in seiner Nähe gewesen war. Sein Freund hatte sich den Perlenball geschickt mit seinem Maul geschnappt und unbedrängt ein Tor erzielt.
„Gut gemacht, Kleiner“, hatte Fiete ihn gelobt und ihm einen weiteren aufmunternden Flossenschlag angeboten, den Finn stolz annahm.
Dass er ihm den Perlenball nur aus Versehen zugespielt hatte, musste sein Freund ja nicht unbedingt wissen. Aber Finn war klar, dass er noch oft, lange und viel üben musste, um mit den anderen mithalten zu können. Mit ein wenig Training konnte er vielleicht ein ganz passabler Spieler werden. Dafür brauchte er aber auch erst einmal seinen eigenen Perlenball.
Fiete hatte ihm versprochen, ihm einige der tollen Tipps und Tricks zu zeigen, die Feixinho draufhatte. Das war der eindeutig beste Spieler von allen, obwohl seine Seitenflossen ziemlich klein waren. Fritzi hatte ihm erzählt, dass Feixinho dafür früher manchmal von Kindern in der Nachbarschaft und in der Schule gehänselt und ausgelacht worden war. Aber seit er Perlenball spielte, lachte niemand mehr über ihn.
