Während er gerade überlegte, ob es nicht noch einen anderen Weg gab, um Fiete zu befreien, öffnete er seine Augen und merkte, dass der lästige Fisch von vorhin jetzt direkt auf ihn zuschwamm. Doch Finn hatte jetzt keine Lust und vor allem keine Zeit für irgendwelche Spielchen. Er entschied, ihn zu ignorieren, und schloss seine Augen. Während er versuchte, in Ruhe nachzudenken, hörte er plötzlich eine sehr vertraut klingende Stimme neben sich.
„Sag mal, darf man fragen, was du da machst?“
Finn stutzte. Die Stimme kam ihm ziemlich bekannt vor. Es war die von Fiete. Sprach sein Freund etwa aus dem Bauch des großen Fisches heraus mit ihm? Nein, das konnte nicht sein. Er konnte ja gar nicht wissen, dass er da war.
„Hallo, Finn?“
Der komische Fisch kannte sogar seinen Namen! Finn war verwirrt. Er sah und hörte Fische, die gar nicht da sein konnten. Die wilde Verfolgungsjagd quer durch den Ozean hatte seinem Kopf wohl gar nicht gutgetan. Trotzdem öffnete er seine Augen und blickte verdutzt in das Gesicht von … Fiete. Fiete? Das konnte nicht sein. Er blickte den Fisch noch einmal an. Doch, es war Fiete! Sein Freund schwamm seelenruhig vor ihm herum. Finns Flossen flimmerten flau. Wie konnte das sein? War das wirklich sein Fiete? Mit großen Augen musterte er ihn genau. Die Flossen waren dieselben, die Punkte links hinter den Kiemen saßen an der richtigen Stelle. Und der Streifen unten am Bauch – eine Narbe, die sein Freund sich bei einem kleinen Streich zugezogen hatte – war auch dort, wo er zu sein hatte. Kein Zweifel. Das da war Fiete. Sein Freund Fiete! Er war am Leben und wohlauf. Finn verstand überhaupt nichts mehr.
„Wo …? – Was …? – Wer …? – Wie …? – Warum …?“, stotterte er vor sich hin.
Fiete blickte Finn unbekümmert an. Sein junger Freund war manchmal schon etwas seltsam. Er war halt immer noch ein junges, unerfahrenes Glücksfischchen. Manchmal vergaß er das.
Deshalb versuchte er, Finn ruhig zu erklären, was passiert war.
„Der große Fisch – übrigens ein klassischer Perlenwaldfisch – hat mich in den Algen von hinten geschnappt, mich aber nicht sofort geschluckt, sondern kurz in seinem Maul behalten. Als ich dann mit anderen Fischen in seinem Bauch war, blieb er irgendwann stehen und öffnete plötzlich sein Maul, obwohl da gar keine Fische waren, die er fressen konnte“, erklärte Fiete seinem Freund, der ihm erstaunt zuhörte.
„Ich war der Letzte, den er verschluckt hatte, also ganz vorne, und konnte so durch das geöffnete Maul das Licht sehen. Also bin ich sofort raus aus dem Bauch und zurück in den Ozean. Hast du mich denn nicht gesehen? Ich schwimme schon die ganze Zeit vor dir herum und versuche, dir verständlich zu machen, dass ich wieder da bin. Aber du hast die Flosse des großen Fisches einfach nicht losgelassen. Warum?“
Finn hatte ihm nur halb zugehört. Er war überrascht, verblüfft, überglücklich, durcheinander und zugleich überwältigt. Sein bester Freund. Er war wieder da! Vor ihm. Unverletzt und wohlauf. Und er, Finn, hatte ihn gerettet. Ganz alleine. Ein kleines Fischchen wie er. Siegreich gegen einen großen Riesenfisch. Er wusste nicht, was er sagen sollte, versuchte es aber.
„Ich … Du … Wir …“ …
Dann schwieg er. Er wusste nicht, welche Worte er zuerst rauslassen sollte – da waren so viele in seinem Kopf, die herumschwammen, sich zankten und sich gegenseitig den Weg nach draußen zu seinem Mäulchen versperrten. Fiete blickte Finn verdutzt an. Sein Freund schien die Fähigkeit verloren zu haben, ganze Sätze zu sprechen. Aber er nahm es gelassen wie immer. Sein Freund war halt manchmal etwas seltsam. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Er selbst war wohl auch manchmal etwas eigenartig. Sowas kam schon mal vor. Kein Grund zur Panik.
„Na egal. Lass uns von hier verschwinden, bevor der es sich anders überlegt und uns beide mampft!“, murmelte Fiete.
Als sie den großen Fisch weit hinter sich gelassen hatten und in Sicherheit waren,
