Finn fand es ausgesprochen unhöflich, dass der da ihn gar so blöd anglotzte. Hatte der da noch nie einen Fisch wie ihn gesehen – oder was? Oder war dieser Fisch da vor ihm einfach immer so? Aber was wusste er schon? Er ging ja noch nicht einmal zur Schule. Andererseits – auch er hatte in seinem ganzen Leben noch nie so einen seltsamen Fisch mit einem so großen Maul gesehen. So wie der da wohl auch noch nie so einem Fisch wie ihm so nahegekommen war. Was Wunder, bei all den Fischen, die im Ozean so herumschwammen. Aber das bedeutete trotzdem nicht, dass man so offensichtlich blöd glotzen musste, fand Finn. Sowas machte man einfach nicht. Das war einfach eine Frage der guten Erziehung, die dieser Fisch hier offenbar nie genossen hatte.
Als der sich endlich aus seiner Starre löste und – wie Finn fand – doch recht schnell, immer noch mit weit aufgerissenem Maul, ungebeten und ohne sich vorzustellen, ziemlich schnell auf ihn zukam, wurde es Finn zu blöd und er schwamm einfach weiter.
Kaum hatte er seine Flossen in Bewegung gesetzt, spürte er hinter sich die Wellen eines wohl sehr heftigen Aufpralls. Finn drehte sich um und sah, dass der seltsame Fisch mit voller Wucht und natürlich mit offenem Maul geradewegs auf den Felsen geprallt war, vor dem er gerade noch verweilt hatte. Dem großen Fisch schien es nicht sehr gut zu gehen. Auch der trieb jetzt, wie schon der Krake vorhin, ziemlich wackelig im Wasser herum und gab dabei auch noch sehr, sehr eigenartige Laute von sich, die Finn nicht verstand. Der seltsame Fisch kam wohl von sehr weit her, denn er sprach eine fremde, wirklich eigenartige Sprache, die Finn in seinem ganzen Leben noch nie gehört hatte. Finn wunderte sich über den dummen großen Fisch, ohne dies aber laut auszusprechen. Denn unhöflich wollte er nicht sein. Er war schließlich ein gut erzogenes Glücksfischchen. Da wollte er sich nix vorwerfen lassen. Aber der seltsame Fisch da neben ihm hatte, ganz offensichtlich, schon genug eigene Probleme und beachtete ihn gar nicht mehr.
Finn schüttelte kurz alle seine kleinen Flossen durch und schwamm endlich weiter. Just in diesem Moment zog ein kreisrunder Fisch ganz langsam und äußerst gemächlich an ihm vorbei. Mit einem Mal kam Finn eine Idee, die absolut wunderbar war, wie er fand. So schnell er nur konnte, schwamm er dem runden Fisch hinterher. Als er ihn erwischte, schnappte er sofort nach dessen Schwanzflosse und biss zu, aber nur ganz leicht, um sich nicht selbst zu verraten. Und siehe da, es klappte. Er ließ sich ziehen, schwebte mühelos durchs Wasser, vorbei an Algen, Fischen und Korallen. Wahrlich, so ließ es sich schwimmen. Nicht eine einzige Flosse musste er bewegen. Er glitt bequem durch den Ozean und konnte alles um sich herum genau beobachten. So ein Taxifisch, das war schon eine feine Sache. Da konnte man nicht meckern. Während der Fisch weiter gemächlich vor sich hinschwamm und Finn aufmerksam seine Umgebung bestaunte, fiel ihm auf, dass er das Wort Taxifisch eigentlich noch nie zuvor gehört hatte. Aber wie konnte er dann wissen, dass der Taxifisch ein Taxifisch war? Er überlegte, brauchte aber nicht lange, um die richtige Antwort zu finden. Er war, wie jeder wusste, ein ziemlich cleveres Kerlchen! So einfach war das.
Trotz allem wurde ihm die ganze Sache nach gar einigen Wellen zu fad. Der große Herr Fisch schwamm viel zu langsam – und er selbst hatte ja schließlich nicht den ganzen Tag Zeit. Er wollte unbedingt noch einmal in den lustigen Wasserwirbel, bevor Mama und Papa merkten, dass er gar nicht mehr in der Höhle war. Also, etwas mehr Schwung, Herr Taxifisch, bitteschön, dachte er sich. Kurz überlegte Finn, wie er ihn dazu bringen konnte, schneller zu schwimmen, und beschloss dann, etwas fester zuzubeißen. Nicht ganz toll fest, aber zumindest ein bisschen fester. So halbeinbisschenmittelfest eben. Und tatsächlich: sofort zog der Fisch das Tempo an. Der Taxifisch gehorchte ihm auf Kommando – sozusagen. Braver Fisch, lobte Finn ihn in Gedanken, denn sprechen konnte er ja nicht.
